Mein Lieblings-Ausspruch von Marshall Rosenberg:

Don’t do anything that isn’t play!
(Tue nichts, was du nicht aus spielerischer Freude heraus tust!)
(Joseph Campbell)

Wenn du diesen Satz liest, tauchen in deinem Kopf vielleicht die folgenden Gedanken auf:

  • “Das Leben ist doch kein Ponyhof!”
  • “Natürlich möchte jeder Spaß haben, aber so ist das Leben nicht!”
  • “Jeder Mensch hat Verpflichtungen, hat Dinge, die er einfach tun muss!”

Spontan fällt dir vielleicht deine ganz persönliche Muss-Liste ein:

Ich muss für meine Familie Essen kochen!
Ich muss Geld verdienen!
Ich muss zu meinen Schwiegereltern freundlich sein!

Egal, ob wir diese Muss-Sätze in Handlung umsetzen oder nicht: Wir handeln oder denken gegen uns und gegen eine effektive Erfüllung unserer Bedürfnisse. Die unerfüllten Bedürfnisse kompensieren wir mit Essen.

Was tun mit den Muss-Sätzen?

Eine Möglichkeit ist, Muss-Sätze mit The Work of Byron Katie zu überprüfen. Wie du The Work durchführst, liest du in dem Blog-Artikel The Work – Schritt für Schritt.

Marshall Rosenberg schlägt die folgende Übung vor:

“Müssen” in “frei wählen” übersetzen
(Quelle: Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation, 2007, S. 155 f.)

(Diese Übung erkläre ich in den folgenden Absätzen. Wenn du dir die Übung lieber als Video ansehen möchtest, findest du dieses hier: Vom Müssen zum Freiwählen.)

“Müssen” in “frei wählen” übersetzen

Nimm dir einen Moment Zeit, sorge dafür, dass du Ruhe und Raum für dich hast. Lege dir ein Blatt Papier und einen Stift zurecht.

Schritt 1: Was tust du, das dir keine Freude bereitet?

Überlege: Was tust du in deinem Leben, das dir keine Freude bereitet? Was langweilt dich, was ist dir lästig? Was tust du in deinem Leben allein aus dem Grund, dass du glaubst, keine Wahl zu haben?

Erstelle eine Liste (lass auf der linken Seite ca. 7 cm frei).

Beispiel: Auf Rosenbergs Liste standen unter anderem folgende Punkte:

Ich muss die Kinder zur Schule bringen.
Ich muss Patientenberichte schreiben.

Schritt 2: “Ich habe frei gewählt” einfügen

Wenn du deine Liste erstellt hast, mache dir bewusst, dass du all diese Tätigkeiten tust, weil du es selbst so gewählt hast. Scheibe die Worte “Ich habe frei gewählt zu …” vor jeden Punkt deiner Liste.

Beispiel: Angewandt auf die zwei Punkte der Rosenberg-Liste:

  • Ich habe frei gewählt, die Kinder zur Schule zu fahren.
  • Ich habe frei gewählt, die Patientenberichte zu schreiben.

Schritt 3: Bedürfnisse finden

Wenn du für eine der Tätigkeiten anerkennen kannst, dass du sie frei gewählt hast, dann nimm Kontakt zu den Bedürfnissen auf, die du dir mit Entscheidung für diese Tätigkeit ursprünglich erfüllen wolltest.

Vervollständige hierzu den folgenden Satz: “Ich habe frei gewählt zu …(Tätigkeit) …, denn ich möchte damit … (Bedürfnis, die die Handlung erfüllt) … erreichen.”

Verfahre so für jede Tätigkeit deiner Liste.

Beispiel:

  • Ich habe frei gewählt, die Kinder zur Schule zu fahren, weil es mir wichtig ist, dass sie eine gute Schulbildung erhalten.
  • Ich habe frei gewählt, die Patientenberichte zu schreiben, weil … (und hier ist Rosenberg tatsächlich nichts eingefallen, als Konsequenz hat er seinen Job gekündigt und ist erstmal Taxi gefahren).

Im Anschluss an diese Übung kannst du deine Muss-Liste in eine Ich-habe-frei-entschieden-Liste umwandeln:

  • Ich habe frei entschieden die Kinder zur Schule fahren.
  • Ich habe frei entschieden keine Patientenberichte mehr zu schreiben (weil Rosenberg für diesen Punkt keine Bedürfnisse eingefallen sind, die sich für ihn ursprünglich erfüllt haben, hat Rosenberg seinen Job gekündigt und ist Taxi gefahren).

So kannst du nach und nach zu einem Leben gelangen, in dem du alles, was du tust, nur aus dem einen Grund tust, nämlich dir selber und anderen Freude zu bereiten!

Du wirst alles nur noch aus spielerischer Freude heraus tun!

  • Hier findest du das Video zur Übung dieses Artikels: Vom Müssen zum Freiwählen.
  • Vielleicht ist die Übung Must and Needs für dich interessant? In dieser Übung findest du über deine Muss-Sätze und den unerfüllten Bedürfnissen Sätze, die du mit The Work of Byron Katie überprüfst.